Bambini Spielszene Quelle: FLVW

Die FairPlayLiga im Kinderfußball entwickelt sich als Erfolgsmodell der Vereine in Nordrhein-Westfalen. Kinder sollen wieder Spaß am Spielen haben und nicht von Betreuern, Trainern und Eltern zu immer neuen Höchstleistungen angestachelt werden. Das als Pilotprojekt gestartete System von Ralf Klohr, Jugendleiter im Fußballkreis Aachen, setzt sich durch. Dabei macht niemand den Erwachsenen ernsthaft Vorwürfe. Denn sie würden ja nicht so handeln, weil sie den Kindern schaden wollen. Sie hätten einfach nur vergessen, wie es ist, ein Kind zu sein und ihre eigenen Maßstäbe in die Welt der Kinder projiziert.

Zunächst kam es in Vereinen und Verbänden nicht gut an, den Leistungsdruck aus dem Kinderfußball zu verbannen. Denn als Erwachsener hat man sich daran gewöhnt, den alltäglichen Druck an die Kinder weiterzugeben. Immer besser sein zu wollen als die anderen, mehr Tore zu schießen, als Sieger vom Platz zu gehen, das sahen Eltern, Trainer und Betreuer schon als Ziel der Allerkleinsten an. Die Folge: Immer mehr einmal begeisterte Kinderfußballer geben auf und verlassen die Vereine. Der Leistungsdruck, den sie schon in der Schule ständig spüren,  wollen die Kinder in der Freizeit abschütteln. Dann doch lieber Ballerspiele am Computer?! Das darf nicht sein. Und noch etwas treibt die Verantwortlichen in Verbänden und Vereinen um: Gewalt im Umfeld der Fußballplätze bei den Amateuren und Profis greift immer mehr um sich. Der Tod eines Linienrichters bei einem Jugendmannschaftsspiel in den Niederlanden war nur die Spitze des Eisbergs. So dürfe es nicht weitergehen. Diese Erkenntnis hat sich bis in die Spitze des Profisportes durchgesetzt. So schreibt der ehemalige Präsident des Deutschen Fußball-Bundes Dr. Theo Zwanziger in einer Broschüre zur Kampagne „Fair ist mehr“: „Fair Play und Respekt sind die Grundlagen für unseren Fußball – das lernen die Kinder im Sinne des Wortes spielend. Uns Erwachsenen, vor allem den Eltern, fällt dabei eine wichtige Vorbildrolle zu: Mit unserem Verhalten auf dem Sportplatz heute beeinflussen wir das 2014-03-11 1_Bambini_Spielszene01Verhalten unserer Kinder morgen. Die Akteure auf dem Platz, ihre Trainer und Betreuer müssen wieder Vorbilder werden für ihre Fans und für deren Kinder.“ Denn die Kinder bilden die Zukunft des Sports. Das sieht auch Ralf Jekel so, Staffelleiter der G-Junioren im Fußballkreis Lemgo. Seit Frühjahr 2013 ist die FairPlayLiga dort Programm. Ralf Jekel ist davon überzeugt, dass das leistungsorientierte Denken den Kindern ihre Realität und ihr eigenständiges Fußballspiel weggenommen hat. Siegen um jeden Preis, mit Fouls und Tricks, das mag für den Profifußball okay sein, im Kinderfußball hat das nichts zu suchen, meint Jekel und stimmt dabei mit Ralf Klohr, dem „Erfinder“ der FairPlayLiga aus dem Fußballkreis Aachen überein. Um den Kindern wieder mehr Raum zu geben, müssen die erwachsenen Fans in der FairPlayLiga etwa 15 Meter Abstand vom Spielfeldrand halten. Denn die Zwischenrufe anfeuernder Eltern würden die Kleinen, die oft noch nicht einmal rechts und links unterscheiden könnten, nicht selten völlig aus dem Konzept bringen, erzählt Ralf Jekel. Auch sollen die kleinen Fußballer selbst entscheiden, wann sie etwas gemacht haben, das nicht den Regeln entspricht. Deshalb gibt es keinen Schiedsrichter mehr auf dem Feld. Trainer und Betreuer in der Coachingzone achten nur noch darauf, dass die Diskussionen zwischen den kleinen Spielern in vernünftigen Bahnen verlaufen und das klappt erstaunlich gut, berichtet Jekel. Er hat einen Erfahrungsbericht nach der ersten Spielzeit der FairPlayLiga verfasst. Sein Ergebnis: Die erste Saison der FairPlayLiga ist für ihn ein voller Erfolg. Natürlich müsse den Erwachsenen die andere Sichtweise erst erklärt werden. Viele hätten es sehr „gewöhnungsbedürftig“ gefunden, den Kindern das Spiel selbst zu überlassen und den Spaß im Vordergrund zu sehen und nicht den Sieg. Doch Ralf Jekel empfiehlt, die FairPlayLiga fortzusetzen und nicht nur beim Fußball der Kleinsten. Auch Zehnjährige sollen sich noch ausprobieren, ihre Leistungsfähigkeit testen und Respekt untereinander üben. Und die Reaktion der Kinder gibt ihm recht: „Bei einem Turnier in Entrup kam ein kleiner Junge nach dem Spiel vom Spielfeld und erzählte: „Ich hab‘ ein Tor geschossen.“ Auf die Frage, wie sie denn gespielt hätten, antwortete er: „Das weiß ich nicht, hat aber Spaß gemacht.“

Die Idee der FairPlayLiga ist Bestandteil des DFB Masterplans für die Legislaturperiode 2013 – 2016.

 

Weitere Informationen: